1. FASTENSONNTAG

Es ist nur ein kurzer Text, den der Evangelist Markus hier zusammengestellt hat. Aber er ist voll mit tiefsinnigen Anspielungen, die andeuten wollen: Was schon in alttestamentlichen Zeiten dem Volk versprochen wurde, wird jetzt in Jesus Wirklichkeit. Dieser Jesus ist wirklich wichtig für euch!

„Der Geist Gottes trieb Jesus in die Wüste.“ Bei seiner Taufe hat Jesus die Erfahrung gemacht, dass Gottes Geist „Besitz von ihm ergriffen hat“, ihm ins Herz gedrungen ist. Gott hat ihn persönlich angesprochen und ihm eine Lebensaufgabe gegeben. Daraufhin fühlt Jesus sich von Gott ‚aufgefordert‘, sich in die Einsamkeit, in die Wüste zurückzuziehen, um sich auf seine Lebensaufgabe vorzubereiten.

Das Volk hat, nach der Befreiung aus Ägypten, Gott in der Wüste besser kennen gelernt, seine Erfahrungen mit Gott gemacht, - mit Höhen und Tiefen - mit Einsamkeit und dem Gefühl, dass Gott trotzdem da ist. Für das Volk war die Wüste eine Glaubensschule, 40 Jahre lang. So verbringt Jesus jetzt 40 Tage in der Wüste. In der Stille und Einsamkeit sucht er die Verbundenheit mit Gott.

Diese Verbindung mit Gott ist für Jesus eine Art „paradiesischer Zustand“. Das wird durch das Bild ausgedrückt: Jesus war „...mit den wilden Tieren zusammen und die Engel Gottes versorgen ihn." So hat z.B. der Prophet Jesaja diesen Zustand umschrieben: Das Paradies als ein Leben in tiefster Harmonie mit der Schöpfung, wo „Wolf beim Lamm, der Panther beim Böcklein liegt, Kalb und Löwe zusammen weiden …“ Etwas Ähnliches wird in der Geschichte vom Propheten Elija erzählt, der 40 Tage und Nächte durch die Wüste wandert, gestärkt durch die Speise des Engels, um dann am Berg Horeb eine besondere Gotteserfahrung zu machen(1 Kön.).

Aber das Volk wurde in der Wüste auch versucht: Als es Hunger und Durst hatte, wurde es Gott untreu und wollte zu den „Fleischtöpfen in Ägypten“ zurückkehren. Ähnlich wird von Jesus gesagt: Er wurde „vom Verführer auf die Probe gestellt.“ Wer sich zurückzieht, befreit vom Lärm und Beschäftigungen, die ablenken, wird auch mit sich selbst konfrontiert, mit den inneren Neigungen. Sich von Gott berufen zu fühlen, kann immer eine heftige Versuchung nach sich ziehen: Stolz, Überheblichkeit. Es ist die Versuchung, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen und zu vergessen, dass man im Dienst eines Größeren steht. Auch Jesus muss damit kämpfen. Jesus ist sich bewusst geworden, wer er ist. Wird dadurch nicht die Versuchung groß, seine Möglichkeiten nur für sich selbst einzusetzen, für den eigenen Vorteil - statt für ein „Leben für andere und für Gott“?

Jesus widersteht diesen Versuchungen. Gestärkt durch seine „Wüstenerfahrungen“ beginnt er, in aller Öffentlichkeit seine Zuhörer herauszufordern: „Es ist so weit: Jetzt wird Gott seine Herrschaft aufrichten. Gott kommt auf euch zu.“ Deswegen. „Ändert euer Leben und glaubt dieser guten Nachricht!“ Die Zeit ist da. Jetzt beginnt etwas ganz Neues: Gott beginnt in Jesus eine neue Geschichte mit den Menschen - und deswegen die Menschen mit Gott.

Dieser Aufruf von Jesus wird schon Jahrhunderte lang wiederholt. Er ist auch an uns gerichtet. Gott will zu uns kommen. Er will in unserem Leben Platz haben und durch sein Wirken unser Leben heiler machen. Damit er das kann müssen wir aber umdenken, unsere Lebensweise vielleicht hier und dort ändern. Gibt es da nicht bestimmte innere Einstellungen oder Gewohnheiten, die es mir schwer machen, wirklich in Verbindung mit Gott zu leben? Muss ich nicht meine Geschichte mit Gott, meine Beziehung zu ihm, auffrischen und vertiefen?

Das ist der ganze Sinn der Fastenzeit: Uns intensiver mit Gott beschäftigen, unsere Beziehung zu ihm stärken, Gott bewusst mehr in den Mittelpunkt meines Lebens rücken. Mir bewusst Zeit für Gott nehmen. Sein Geist wird uns dann auch vorantreiben, so wie er es bei Jesus getan hat.

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